top of page
Kata-and-the-horses_by-Theresa-Pewal-127-2.jpg
Wenn es heisst: Stell dir einen wundervollen Ort vor, einen Ort, an dem du dich sicher und geborgen fühlst, dann bin ich bei den Pferden. Ich atme ihren Geruch, lausche ihren Geräuschen.
Und schon geht es mir gut.

Wenn es ein Thema in meinem Leben gibt, dessen ich niemals überdrüssig werde, dann sind es die Pferde. Pferde faszinieren und begleiten mich schon mein ganzes Leben. Mein Erstkontakt mit Pferden waren die Haflinger und Noriker die den Sommer über bei uns "gealpt" wurden. Jede freie Minute verbrachte ich dort mit den Pferden, oft von frühmorgens bis es dunkel wurde. Ihre unglaubliche Kraft und gleichzeitige Sanftmut zogen mich magisch an, ich liebte alles an ihnen, ihren Geruch, ihr seidiges Fell, ihre Art zu kommunizieren, die frechen Fohlen in ihren weichen Plüschmäntelchen und die großen, schweren Stuten, die mit nur einem Blick, einem Schnaufen oder einem Ohrenwachteln unmissverständlich die ganze Herde dirigieren konnten. Am meisten genoß ich den Frieden, der hier herrschte. Dabei ging es keineswegs immer friedlich zu. Jedoch sind Pferde untereinander unmissverständlich, gerecht und nicht nachtragend. Es gibt klare Regeln, die jedes Individuum ausprobieren und lernen darf. Jeder hatte dort seinen Platz, manche mittendrin, manche eher am Rand. Manche waren neugierig, andere scheu, einige sehr frech und wieder andere eher zurückhaltend. Doch alle gehörten zueinander und ergänzten sich zu einer großen und starken Einheit, die für mich bis heute der Inbegriff von Sicherheit ist, der Herde.

So kam es, dass ich mit dem Selbstverständnis über Pferde aufwuchs, dass das Wichtigste  für sie immer ihre Herde ist. Hätte ich die Pferde - statt in dieser sehr naturnahen Umgebung - in einer von Menschen geprägten Haltungsform kennengelernt, wäre mein Wissen über sie und mein Weg mit ihnen wahrscheinlich anders. Ich hatte einfach Glück.

Freilich war mir als Kind dieses Glück nicht bewusst. Jeden Herbst trauerte ich den Pferden hinterher, wenn sie abgetrieben wurden, zurück auf ihre Bauernhöfe und in ihre Ställe verschwanden, und somit die Zeit des Jahres begann, in der ich von den Pferden nur träumen konnte. Jeder Brief ans Christkind hatte diesen einen großen Wunsch zum Inhalt, ein eigenes Pferd. Später, als der Zauber der Weihnacht und die Magie der Kindheit mehr und mehr der Nüchternheit des Erwachsenwerdens zum Opfer fielen, erfüllte man mir meinen Wunsch in Form von Reitstunden in diversen Reitställen. Und obwohl ich für jede Gelegenheit, die auch nur nach Pferd roch, zutiefst dankbar war, stellte sich doch kein einziges Mal die tiefe Verbundenheit und das glückselige Gefühl ein, das ich als Kind hatte, wenn ich Teil der Herde war, auf dem breiten Rücken einer schweren Stute lag und die langsam vorbeiziehenden Wolken beobachtete. 

Jahre später erfüllte ich mir meinen Kindheitswunsch. Ich erwarb einen braunen Araberhengst namens Vomek, ein Pferd, in das ich mich beim ersten Anblick verliebt hatte. Ich hörte auf mein Bauchgefühl, ignorierte alle Warnungen, ließ Herz über Kopf gewinnen. Mit Vomek´s Einzug in mein Leben begann eine Reise, die ich mir niemals erträumt hätte. Ich hatte eine Box mit Paddock  in einem Stall gemietet, der zu meinem damaligen Wissensstand eine geeignete Unterkunftsform darstellte. Doch schon wenige Minuten nach Vomek´s Ankunft kamen Zweifel in mir hoch. Das erste mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, mich mit meinem Herzenswunsch übernommen zu haben, mich zu blauäugig in ein Abenteuer gestürzt zu haben, von dessen Ausmaß ich nicht einmal eine wage Vorstellung hatte. Und diese Ahnung, die in diesem Augenblick in mir aufstieg, sie sollte sich tausendfach bewahrheiten.

Mein "Wissen" über Pferde war zum damaligen Zeitpunkt einfach lächerlich. Es bestand zu 90% aus Dingen, die ich zu wissen glaubte. Die ich gelesen, gehört, gedacht hatte. Dinge, von denen ich annahm, dass sie so schwer schon nicht sein könnten. Dinge, die sich in der Theorie einfach anhörten, sich in der Praxis dann aber oft als sehr herausfordernd darstellten. Nur meiner unverbesserlichen Sturheit und meiner wirklich lichterloh brennenden Liebe für die Pferde - und für dieses eine Pferd im Speziellen - ist es zu verdanken, dass ich das Vorhaben des eigenen Pferdes niemals aufgegeben habe. 

  • White Facebook Icon
bottom of page